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Richard Wagner

Bayreuther Festspiele
Inszenierung: Sebastian Baumgarten
Bühne: Joep van Lieshout
Licht: Franck Evin

Werkstätten der Bayreuther Festspiele
Premiere 2011

Bei der Modellvorstellung fiel die Bemerkung, daß man ja das obere Ende des Bühnenbildes nicht sehen kann, weil das Portal zu niedrig ist. Das sollte aber genau so sein, und daß der Chor in Betten auf 11m Höhe singen würde war dann auch schnell klar.

Ein Gebäude mit 18m x 18m, die erste Etage auf 5m Höhe, und in der zweiten Etage Doppestockbetten für den Bayreuther Chor unter den Kranschienen bei 12 m über Grund, ausgelegt auf eine Verkehrslast von 500kg/qm und zwei 9m lange Brücken mit Tragfähigkeit für je 20 Personen.

Außen angehängt sind vier Treppenhäuser, die den Zugang in die Etagen bilden. Diese stützen den Bau, der zudem quer im Bühnengebäude verspannt ist.

Um auch auf den Proben eine Situation bieten zu können die die Originalsituation so gut wie möglich wiederspiegelt, wurde das Bühnenbild so geteilt, daß die Etagen auf 5m hohe Säulen gesetzt wurden. So konnten die Oberteile zusammenbleiben, und auch alle Dekorationselemente und die Betten transportieren (deren Geländer dafür klappbar ausgeführtwurden). Der Montageaufwand wurde dadurch deutlich reduziert.

Angefüllt wird das Bauwerk mit Objekten aus dem Formenkanon des Bühnenbildners Joop van Lieshout. Alkoholator, Fraction Distiller, Biogasgenerator…und Schläuche…das alles bildet einen Kreislauf der Bioverwertung, was in der Inszenierung und in den Pausenbespielungen verschiedentlich thematisiert wird.

Dazu kommt dann der Venus-Käfig aus der Unterbühne, das Publikum sitzt mit auf der Bühne, Leinwände werden mit Kranhaken ausgerollt, in den Geschossen gibt es weitere Projektionen, dort stehen Tische und kistenweise Sellerie.

Die notwendige Massenproduktion von Stahl-Gitterträgern führte in den Werkstätten zu einer besonderen Form der Arbeitsorganisation. Es wurden Drehspieße zum ordnungsgemäßen Schweißen der Kehlnähte gebaut. Das Zusammenfügen der Elemente zu den späteren Würfeln, die die Etagen bilden würden, bedurfte besonderer Finesse in der Bedienung des Gabelstaplers und Schweißen in allen Lebenslagen.

Zur statischen Überprüfung wurde ein externes Büro beauftragt, aber ich habe die Konstruktion im Laufe des Planungsprozess auch selbst immer wieder mit der Dlubal-Statiksoftware analysiert. Die freitragenden Brücken und die Geländer, die für die Sicherheit der Darsteller garantierten, mussten besonders genau betrachtet werden. Die Fachkompetenz und handwerkliche Qualität der Schlosser hat hier besonders zum Gelingen beigetragen.

Der Aufbau des Plafond und die Integration der Haken und Laufkatzen auf den Kranschienen in die bestehende Obermaschinerie war anspruchsvoll. Allerdings bot sich dadurch der enorme Vorteil, daß die Bewegungen und auch das Heben eines Darstellers mit dem Kran über die Bühnensteuerung funktionierte, und keine weiteren sicherheitstechnischen Abnahmen notwendig waren.

Die Oberflächen aus MDF sind grundsätzlich absolut nicht theatertauglich, waren aber so gewünscht. Eine entsprechende Unterkonstruktion und Oberflächenbehandlung machten das Press-Span etwas haltbarer, und Reparaturen waren leichter durchzuführen.

Die Stützsäulen mussten mit speziellen Transportwagen an die Positionen gesetzt werden, wo dann die vorab hochgezogenen Kuben eingesetzt werden konnten. Das Bühnenbild füllt die Bühne bis in den letzten Winkel, und es wurden beinahe alle Punktzüge des Festspielhaus eingesetzt, aber nach etwas Training gelang der Bühnentechnik der Aufbau des Etagenbaus in unter 2 Stunden.

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© Bayreuther Festspiele | Enrico Nawrath
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