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Richard Wagner

Bayreuther Festspiele
Inszenierung: Frank Castorf
Bühne: Aleksandar Denic

Werkstätten der Bayreuther Festspiele u.a.
Premiere 2013

Der Ring-Zyklus ist an jedem Opernhaus eine außergewöhnliche Herausforderung. In Bayreuth gehört er zum Tagesgeschäft, aber der Ring von Castorf und Denic waren durch die schiere Größe, vier unterschiedliche Bühnenbilder, alle auf einer Drehscheibe, und einem Höchstmaß an Realismus und Ausstattung eine besonders reizvolle Aufgabe.

Zunächst galt es, die Drehscheibe auf das spätere Maß von 20,5m Durchmesser zu reduzieren, um Kollisionen der Aufbauten mit den Außenmauern des Festspielhauses zu vermeiden. Dadurch wurde es auch notwendig, alle Dekorationsteile in ihrem Fußabdruck um ca. 5% zu verkleinern. Die Höhen wurden weitgehend beibehalten.

Dann stand die Frage im Raum, wie man vier vollkommen voneinander unabhängige Opern konzipiert, wie man sie transportiert, lagert, und im täglichen Auf- und Abbau damit umgeht, wenn die teilweise bis zu 15m hohen und weitgehend begehbaren Dekorationselemente auf einer Drehscheibe stehen sollen.

Das Festspielhaus besitzt keine fest eingebaute Drehscheibe, dafür hat es aber einen Bühnenfall von ca. 2,5%. Der Knick am Übergang von Außengelände zur Bühne, über den jedes Dekorationsteil gefahren werden muß, hat schon vielen Rollen, vor allem auch Turtles aufgrund ihrer bauartbedingten Schwachstelle im Drehkranz, das Leben gekostet.

Da im Repertoirebetrieb eine Komplettmontage der Dekoration aufgrund der Größe und Komplexität nicht praktikabel erschien, sollten große Einheiten zusammenmontiert bleiben und verfahren werden...wie es in Bayreuth üblich ist. Dann aber blieb das Problem, wie man diese Einheiten auf eine Drehscheibe bekommen würde, die allemal aufgesetzt wäre, und mindestens 20cm hoch aufträgt. Es gibt im Bereich hinter der Drehscheibe keine Maschinenzüge, sondern nur ein Brandschutztor.

Die Gestaltung der Räume hatte sehr aufwändig ausgeformte Böden, mit Landschaft, Industriehallen mit Öl-Pfützen und jeder Menge Schutt, Fliesen, Schienen und Gras...diese separat zu behandeln erschien unter Berücksichtigung der Aufbauzeiten nicht sinnvoll.

Beim Lohengrin 2011 wurde eine Schwerlast-Neigeturtle entwickelt, die nicht nur in der Lage ist, bis zu 1.5 Tonnen sicher zu bewegen und leichtgängig zu drehen, sondern die auch mit dem Übergang ins Freigelände und den Fahrten über Gullideckel, Regenrinnen und sonstigen Hindernissen keine Probleme hat.

Mit etwas Feinjustage und in Absprache mit dem Bühnenbildner entwickelte ich ein Teilungskonzept, wo Bühnenwagen in wiederkehrendem Raster für die jeweilige Dekoration dimensioniert wurden. Die notwendigen Teilungen passten zur Optik der Aufbauten. Diese Wagen mit Dekoration wurden mit der Neigeturtle ausgestattet, sie wurden im Kern zusammengesetzt, und die Form der Drehscheibe wurde dann mit Füllwagen ergänzt. Dabei war es wichtig, möglichst wenig "unnötige" Zusatzteile zu bauen, und diese so gut wie möglich wiederverwertbar zu gestalten.

Natürlich muß der Drehscheibenantrieb außen erfolgen. Also wurde die Scheibe mit einem Kranz von Ringsegmenten umgeben, die ein Profil für den Reibradantrieb enthielten, und mit den Motoren im hinteren Bereich der Bühne angetrieben wurden.

Durch die fixe Montage auf Grundwagen mit einer gewissen Standfläche und Ballastierung waren so zum Beispiel Dekorationsteile wie das Motel-Schild (14.5m hoch und sehr kopflastig) leicht beherrschbar. Einige andere Elemente waren dennoch zu groß und so platziert, daß sie nicht auf Grundwagenelementen bleiben konnten. Daher wurden die Türme der Walküre, die auch währen der Vorstellung ausgetauscht werden mussten, einzeln als Einheit gebaut und mit Punktzügen montiert.

Die 15m hohe "NYC-Stock Exchange" der Götterdämmerung konnte auch teilweise zusammen bleiben, der Lagerplatz dafür war auf der Hinterbühne des Festspielhauses vohanden. Musste sie tatsächlich einmal aus dem Haus verfahren werden, so wurde sie ein zweites mal abgesetzt, da das Hinterbühnentor nur ca. 6.3m hoch ist.

Es erfolgte eine Analyse der Lagerplatz-Logistik in Zusammenhang mit den anderen auch nicht gerade kleinen Bühnenbildern von Tannhäuser, Lohengrin und Holländer. Alle Einheiten, die auf der Bühne zu einer Drehscheibe zusammengesetzt wurden, waren gleichzeitig auch ihre eigenen Transportwagen, die die üppige Ausstattung mit allen Details enthielten, wodurch sich aufwändiges Einrichten all der kleinteiligen Ausstattungselemente erübrigte.

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© Bayreuther Festspiele | Enrico Nawrath
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